Das Team von Jalousien Böttcher
Porträt: Jalousien Böttcher

»Wir stellen alle in den Schatten«

, Text von Felix Firme

Gleich mehrere Unternehmen in der Hauptstadt Berlin gehören zur Builtech. Eines davon ist der lokale Marktführer Jalousien Böttcher. Im Interview spricht Geschäftsführer Alexander Spieß über die ungewöhnliche Gründung, spannende Projekte und moderne Ausbildung.

Herr Spieß, die Gründungsgeschichte von Jalousien-Böttcher ist ja durchaus interessant. Das Unternehmen wurde in der DDR gegründet und war trotzdem privatwirtschaftlich.

Ja richtig, unter bestimmten Umständen waren auch in der DDR privatwirtschaftliche Unternehmensgründungen möglich. Herr Böttcher ist eigentlich Tischlermeister. Damit wollte er sich auch selbstständig machen. Allerdings gab es im Sinne der Planwirtschaft schon genug Tischler in Friedrichshagen. Deshalb wich er auf das Gewerk des Rollladenbauers aus und gründete dann 1987 sein Unternehmen.

 

Offenbar die richtige Entscheidung. Heute hat Jalousien-Böttcher einige Großaufträge. Für wen arbeiten Sie denn so?

Wir arbeiten für 11 der 12 Bezirksämter und reparieren sämtliche Sonnenschutzanlagen in den Objekten der jeweiligen Bezirke. Auch die Berliner Immobilienmanagement GmbH zählt mit Ihren ca. 4.500 Gebäuden zu einem sehr treuen Kunden. Ein weiterer spannender Auftraggeber ist der Deutsche Bundestag. Also die komplette Institution mit ihren etwa 15.000 Mitarbeitern. Einmal pro Woche ist ein Team mit der Instandhaltung von Sicht- und Sonnenschutz aller Büros, Konferenzräume und so weiter beschäftigt. Irgendwo ist immer ein Defekt, also jede Menge zu tun. Daneben kommen noch die großen städtischen Wohnungsbaugesellschaften, die Deutsche Bahn, die BVG und viele mehr.

 

Wie viele Leute arbeiten denn bei Ihnen bei so großen Daueraufträgen?

Aktuell beschäftigt Jalousien Böttcher 35 Mitarbeiter und wir suchen Verstärkungen. Zum Ausbildungsstart wollen wir wieder zwei jungen Menschen die Möglichkeit geben eine Ausbildung zum Rollladen- und Sonnenschutzmechatroniker zu ergreifen. Einen dualen Studienplatz zum Bauingenieur hätten wir auch noch zu besetzen.

Was war denn Ihr spannendster Auftrag in letzter Zeit?

Da wäre zum Beispiel die Trias am Holzmarkt. Alles festverglaste Fenster, die nur von außen mit einer Befahranlage zu erreichen sind. Höhenangst sollte man da nicht haben. Der Deutsche Bahn-Tower am Potsdamer Platz war auch spannend. Dort haben wir für alle Büros und Konferenzräume neue Blendschutzrollos eingebaut – 1.800 Stück!

 

Worauf sind Sie besonders stolz?

In den letzten zwei Jahren haben wir technisch und digital extrem aufgeholt. Es gibt kein Papier mehr auf unseren Baustellen, wir regeln alles mit Tablets. Alle Mitarbeiter wurden mit smartphones und Tablets ausgestattet, geschult und nun können wir auf Knopfdruck zum Beispiel sehen, wie der Status bei allen aktuellen etwa 1400 Vorgängen ist. Früher wäre dies undenkbar gewesen. Außerdem bin ich auf die Qualität unserer Arbeit sehr stolz. Bei der Vielzahl von Vorgängen gab es nur wenige Mängel. Wir liegen hier im Promillebereich. Das ist ein Spitzenwert. Das kommt auch im Markt an: Beim eben erwähnten DB-Tower haben wir uns gegen die Konkurrenz durchgesetzt, die eigentlich günstiger war als wir. Trotzdem hat sich der Kunde bei diesem Leuchtturmprojekt für uns entschieden. Die Fehlerquote bei diesem Projekt lag bei ca. 0,1%.

 

Was sind die aktuell größten Herausforderungen im Markt?

Die immer stärker werdende Elektrifizierung von Gebäuden kombiniert mit dem Fachkräftemangel. Immer mehr Gebäudeanlagen werden zentral gesteuert, die verbaute Technik wird damit komplexer. Das verändert natürlich auch das Berufsbild. Aus Rollladenbauern werden Rollladenmechatroniker. Und letztere sind eben sehr schwer zu finden. Wir bilden natürlich kräftig aus und haben da ein spannendes Programm zusammengestellt.

»Es gibt kein Papier mehr auf unseren Baustellen, wir regeln alles mit Tablets«

Alexander Spieß, Geschäftsführer Jalousien Böttcher

Inwiefern?

Wir haben eine Kooperation mit dem Weltmarktführer WAREMA in Bayern. WAREMA hat etwa 5.500 Mitarbeiter. Alles ist komplett industrialisiert. Unsere Azubis verbringen gut ein Drittel der Ausbildung dort und lernen auf dem Industrie-Höchststandard. Die Berufsschule liegt ebenfalls in Bayern, in der Oberpfalz. Unsere Azubis kommen als sehr gut rum. Reise und Unterkunft werden komplett von uns übernommen. Welcher Azubi kann von sich behaupten, dass er neben der Theorie, auch das Handwerk und die Industrie in seiner Ausbildungszeit kennengelernt hat? Für mich ist das auch Handwerk next level.

 

Was hat sich seit der Übernahme durch Builtech geändert?

Wir können ganz anders im Markt auftreten als früher. Es gibt ein Corporate Design, das überall in der DACH-Region präsent ist. Wir sind nicht mehr “nur” der Handwerksbetrieb von nebenan, sondern Teil einer professionellen, jetzt sogar internationalen Holding. Das öffnet schon die eine oder andere Tür. Außerdem können wir einige Themen jetzt abgeben, die uns früher nur vom Kerngeschäft abgelenkt haben. Nicht zu unterschätzen ist auch das Sicherheitsgefühl. Man ist nicht mehr so stark ein Spielball der Marktlage. Für unsere Mitarbeiter ist das sehr beruhigend.

 

Letzte Frage: Ich habe gehört, Sie haben ein Motto, stimmt das?

Wir stellen alle in den Schatten. Wollen Sie sich überzeugen?

 

Herr Spieß, vielen Dank für das Gespräch

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