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ESG

»Builtech will auch hier Vorreiter werden«

, Text von Felix Firme

Das Thema ESG treibt die deutsche Wirtschaft um. Von Nachhaltigkeit über sichere Lieferketten bis hin zu Arbeitsschutz: Unternehmen haben eine gewaltige Aufgabe vor sich. Während andere meckern, stellt sich Builtech der Herausforderung. Die Gruppe hat seit einigen Monaten einen eigenen ESG-Manager. An welchen Projekten er arbeitet und warum das Handwerk davon profitiert, erfahren Sie im Interview mit Alexander von Brevern.

Herr von Brevern, warum hat sich Builtech entschieden, eigens einen ESG-Manager einzustellen?

Das Thema ist unheimlich komplex. Es gibt viele neue Gesetze und Regularien zu beachten. Und gefühlt kommt jeden Monat etwas Neues hinzu. Unternehmen wie Builtech müssen sich nun mit Dingen beschäftigen, die vorher nie eine Rolle gespielt und in denen sie keine Erfahrung haben. Bestes Beispiel dafür ist das Lieferkettengesetz.

 

An welchen konkreten Projekten arbeiten Sie gerade?

Zum einen an der Umsetzung des eben erwähnten Lieferkettengesetzes. Dazu kommt noch eine neue EU-Richtlinie namens CSRD, die Unternehmen verpflichtet, verschiedene Daten zu sammeln, zum Beispiel über die verursachten CO2-Emissionen. Das dritte große Projekt im Moment ist die Vorbereitung eines ESG-Ratings für Builtech.

 

Lassen Sie uns doch die drei Projekte näher beleuchten: Fangen wir mit dem Lieferkettengesetz an. Aus der Wirtschaft hört man oft kritische Stimmen. Können Sie erst einmal einordnen, was sich hinter der Verpflichtung verbirgt und was die Politik damit erreichen will?

Das LkSG verpflichtet Unternehmen ab einer gewissen Größe, ihre eigenen Lieferketten und den eigenen Geschäftsbereich gründlich zu durchleuchten. Und zwar, ob diese gewisse Standards einhalten in den Bereichen Menschenrechte und Umweltschutz. Langfristig soll das zu höheren Standards führen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch gerade in Zuliefererländern.

Neben Umwelt- und Menschenrechten spielen auch Themen wie Arbeitsschutz bei ESG eine Rolle.

Und warum stößt das auf viel Kritik?

Es ist natürlich viel Aufwand. Den Überblick über die gesamte Lieferkette zu behalten ist schwer und Unternehmen haben bisher keinerlei Erfahrung damit. Die zusätzliche Bürokratie kostet natürlich auch einiges an Geld.

 

Und wie wird das Thema konkret angegangen?

Im Moment konzentriere ich mich auf die Anschaffung einer ESG-Software. Diese hilft bei der Risikoanalyse unserer Lieferanten und warnt uns, wenn Verstöße bekannt werden. Das erleichtert die Einhaltung des LkSG natürlich enorm. Allerdings nimmt die Software nicht alles ab. Sollte es Verstöße geben, muss Builtech selbst tätig werden und mit dem Lieferanten sprechen und Nachweise fordern. Das kann bis zu Audits vor Ort führen. Für solche Fälle arbeite ich auch gerade an Prozessen, denen wir dann intern folgen können.

 

Kommen wir zum Thema CSRD. Sie sagten eingangs, dass Builtech dadurch verpflichtet ist, jede Menge Daten aufzunehmen. Starten wir auch hier wieder mit einer Einordnung: Warum will die Politik Unternehmen dazu verpflichten?

Die EU-Richtlinie soll Unternehmen dazu bewegen, sich mit Themen wie Arbeitsschutz, Wasserverbrauch, CO2-Emissionen und vielem mehr zu beschäftigen. Wenn es erst einmal handfeste Daten gibt, fällt das natürlich wesentlich leichter. 

Porsche-Zentrum Frankfurt

Gemeinsam Schaffen

Welche Daten sollen aufgenommen werden?

Ein paar habe ich ja schon genannt. Beim Thema Arbeitsschutz muss zum Beispiel die Anzahl an Arbeitsunfällen dokumentiert werden. Andere Beispiele wären die Recyclingquote oder die Weiterbildungen der Mitarbeiter.

 

Und wie nimmt Builtech die Daten auf?

Auch hier soll uns wieder eine Software helfen, die Daten zu erfassen und zu managen.

 

Was passiert im Anschluss mit den Daten?

Diese müssen jedes Jahr in einem Report veröffentlicht werden. Der ist ebenso streng geregelt wie ein finanzieller Jahresbericht. Zur Überprüfung müssen wir eigens einen Wirtschaftsprüfer beauftragen. Sollte die Daten unzureichend sein, soll es sogar Strafen geben. Wie die aussehen, ist aber noch unklar.

 

Als drittes Hauptanliegen haben Sie das ESG-Rating angesprochen. Was hat es damit auf sich?

Anders als die ersten beiden Themen ist ein ESG-Rating keine Pflicht, sondern eine Kür. Builtech will wie in vielen anderen Bereichen auch hier Vorreiter werden. Ein Rating hilft uns zu verstehen, wie weit wir bei dem Thema schon sind und wo es noch Baustellen gibt.

»Das ist für Unternehmen ein zusätzlicher Anreiz, sich um das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu kümmern.«

Alexander von Brevern, ESG-Beauftragter bei Builtech

Und was wird da geprüft?

Es ist ein intensiver Fragebogen, der in mehrere Themengebiete aufgeteilt ist: Arbeits- und Menschenrechte, Umwelt, Nachhaltige Beschaffung und Ethik. Wir müssen in den nächsten Wochen Antworten zu diesem Fragebogen aus allen Beteiligungsunternehmen zusammensammeln und bei EcoVadis zu den jeweiligen Fragen hochladen. Nach Abschluss der Dateneingabe braucht EcoVadis dann vier bis sechs Wochen für die Bewertung. Zusätzlich mit der Bewertung bekommen wir einen Maßnahmenplan, um unsere Bewertung künftig zu verbessern.

 

Was von alldem kommt eigentlich den Handwerkern auf der Baustelle zu Gute?

Gerade die Datenerhebung im Rahmen der CRSD-Richtlinie wird großen Einfluss haben. Wir müssen grob gesagt erfassen, wie es unseren Mitarbeitern geht. Dazu zählen nicht nur die erwähnten Unfälle auf der Baustelle, sondern z. B. auch Rechtssicherheit oder gerechter Lohn. Und da die Daten veröffentlicht werden müssen, will man als Unternehmen natürlich besonders gut dastehen. Das ist noch einmal ein zusätzlicher Anreiz, sich um das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu kümmern.

 

Herr von Brevern, vielen Dank für das Gespräch

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