
Eine kleine Geschichte des Dixi-Klos
Sie sind die stillen Helden jeder Baustelle: Dixi-Klos. Seit Jahrzehnten sind sie von dort nicht mehr wegzudenken. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass die blaue Kabine nahezu omnipräsent ist? Und was hat der Papst damit zu tun?
Wenn die ersten Arbeitsstunden vorüber sind und der Morgenkaffee zu arbeiten beginnt, wird es für die meisten Handwerker Zeit, sich zurückzuziehen. Das Ziel ist ist klar: Eine blaue Kabine, die jeder von uns nur all zu gut kennt. Jeder Handwerker verbringt im Laufe seines Arbeitslebens Stunden, wenn nicht gar Tage darin. Das vertraute Dixi-Klo ist seit Jahrzehnten von der Baustelle nicht wegzudenken. Doch wie kam es dazu? Und wer hat es erfunden?
Das Dixi-Klo kommt zwar aus Deutschland, der Erfinder jedoch ist ein amerikanischer Soldat. Fred Edwards war in der BRD stationiert und war es irgendwann leid, bei Manövern seine Notdurft vor seinen Kameraden im Freien zu verrichten. Auch hier begann die Erfolgsgeschichte dann in einer Garage: Dort soll Edwards 1973 einen ersten Prototypen zusammengezimmert haben. Nicht viel mehr als ein Pissoir sowie ein Behälter mit Loch, die von einer Hand voll Bretter umrahmt wurden. Trotzdem kam seine Erfindung an. Schon kurz darauf konnte er das Militär verlassen und sich ganz auf das Geschäft mit dem stillen Örtchen konzentrieren. Der Name Dixi soll übrigens sowohl an einen BMW-Oldtimer als auch an ein Waschmittel erinnern.
Auch beim Design ließ sich der Amerikaner inspirieren. Auf einem Foto aus dem Jahr 1940 soll er Werftarbeiter vor einer mobilen Latrine gesehen haben. Diese nutzten die Urform des Dixi-Klos, um in den riesigen Werften nicht ständig die langen Strecken zu den eigentlichen Toiletten antreten zu müssen.
Der große Durchbruch kam für Edwards dann 1980. Papst Johannes Paul II. besuchte Deutschland. Selbstredend ein Großereignis aller ersten Ranges. Die Organisatoren setzen auf die transportablen Toiletten, um der Notdurft von zehntausenden Schaulustigen Herr zu werden. Ein gewaltiger Großauftrag. Die Fernsehbilder des Besuches gingen um die Welt und viele wunderten sich, was die blauen Kabinen zu bedeuten hatten. „Wäre der Auftrag nicht zustande gekommen, würden wir heute nicht reden”, sagte Edwards dem Magazin Klartext in einem Interview. Da es der bisher größte Auftrag seines Unternehmens war, mussten zahlreiche neue Kabinen produziert werden. Dafür ging Edwards ins volle Risiko: Bereits ein halbes Jahr vorher begann er, seinen Bestand aufzustocken. Lange bevor feststand, ob er den Auftrag überhaupt erhält.

Der große Erfolg sprach sich schnell herum und andere Unternehmer witterten ihre Chance, ebenfalls ein Stück vom Kuchen zu ergattern. So gründeten Helga und Harald Müller in Wiesbaden 1983 die Firma TOI TOI Sanitärsysteme, die ebenfalls mobile Toiletten zur Verfügung stellte. 1986 expandierten beide Unternehmen in einem rasanten Tempo und entwickelten sich schnell zu den internationalen Marktführern in ganz Europa.
Für viele Handwerker war das ein Segen. Nicht nur musste sie nicht mehr schnell hinter einem Busch verschwinden, um ihre Notdurft zu verrichten. Vielmehr hatten sie nun einen kleinen Hauch Privatsphäre. Edwards drückt es im bereits erwähnten Interview so aus: „Da gehen wir hin und können ein bisschen für uns sein.“ Niemand sage am Ende: „Mensch, du bist aber lange dageblieben.“ Dort könne man sich eine kleine Pause gönnen.
In den 90er Jahren verkaufte Edwards dann sein Unternehmen und fusionierte 1997 mit dem großen Konkurrenten TOI TOI zur ADCO-Unternehmensgruppe. Die internationale Marktführerschaft war nun vor jeglicher Konkurrenz sicher.
Seitdem wird das Konzept der mobilen Toilette stetig erweitert. Sowohl bei Großveranstaltungen als auch bei größeren Baustellen sind es mittlerweile ganze Container, die mit Frischwasser-Waschbecken, mehreren Kabinen und Beleuchtung einen ganz anderen Maßstab setzen. Sogar Luxusvarianten sind auf dem Markt etabliert. Diese haben kaum noch etwas mit den kleinen blauen Plastikkabinen von einst gemeinsam, bis auf eine Sache: Sie alle sind ein kleiner Rückzugsraum. Ein im wahrsten Sinne stilles Örtchen.
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