Brüche, Wunden, Herzinfarkt

So leisten Sie auf dem Bau effektiv Erste Hilfe

, Text von Felix Firme

Am 9. September ist Tag der Ersten Hilfe. Richtig angewendet kann sie oft Leben retten. Doch wie genau man bei verschiedenen Notfällen vorgehen muss, ist oft nicht klar. Eine Übersicht.

Starke Blutungen 

Platz- und Schnittwunden gibt es auf dem Bau immer wieder mal. Meistens sind sie nicht dramatisch. Sollte eine Wunde jedoch stark bluten, ist schnelles Handeln essenziell. Schon bei einem Liter Blutverlust droht bereits Lebensgefahr. Generell gilt: Die Blutung zu stoppen hat höchste Priorität. Zwar sollte wenn möglich auf keimarmes Material wie Mullbinden zurückgegriffen werden, wenn die Zeit drängt, sind aber auch andere Stoffe erlaubt. Gefahren hinsichtlich der Infektion einer Wunde sind bei starken Blutungen erst einmal zweitrangig. 

Die Blutung muss mit direktem Druck auf die Wunde gestoppt werden. Wenn es die Platzierung der Wunde zulässt, legt man einen Druckverband an, ansonsten weiter auf die Wunde drücken, bis der Rettungsdienst die betroffene Person übernimmt. Der Betroffene sollte bei der Behandlung liegen. Befindet sich die Wunde an Armen oder Beinen, sollten diese hochgehalten werden, um die Blutung zu verlangsamen. Bei Frieren, Zittern oder blasser Haut sollten die Beine hochgelegt werden. Wenn die Blutung nicht stoppt oder die Wunde sehr groß ist, unbedingt den Notarzt rufen.

Quelle: Canva (halfpoint)

Gelenkverletzungen 

Einmal nicht aufgepasst und schon ist der Fuß beim Absteigen von der Leiter umgeknickt. Auch solche Vorfälle sind nicht zu unterschätzen. Insbesondere dann, wenn Schwellungen, starke Schmerzen, Kraftlosigkeit und Bewegungseinschränkung an der betroffenen Stelle einsetzen. Um zu helfen, können sich Kollegen an die PECH-Formel halten: 

Pause: Bewegung sofort unterbrechen. Verletztes Gelenk ruhigstellen und nicht mehr belasten, auf Wunsch vom Betroffenen eingenommene Schonhaltung unterstützen. 

Eis: Möglichst schnell mit Kühlung der betroffenen Körperregion beginnen: kalte Umschläge, in ein Tuch eingeschlagene (Sofort-)Kältekompressen oder Eisbeutel. Kühlung anhaltend (30–45 Minuten) durchführen. 

Compression: Anlegen eines Kompressionsverbandes unterstützt den verletzten Bereich, dient der Entlastung und somit der Schmerzreduktion. Dieser kann auch zum Befestigen der Kühlelemente dienen. 

Hochlagerung: Zur Unterstützung der Blutstillung (Verletzungen kleiner Blutgefäße führen zu Hämatombildung und Schwellung des betroffenen Bereichs) und Entlastung soll der verletzte Körperteil anhaltend hoch gelagert werden.

 

Fremdkörper im Auge 

Wenn Staub und Splitter herumfliegen, geht das auch gern mal ins Auge. Die Folgen sind oft brennender Schmerz, Tränenfluss, Rötung oder Sehstörungen. Auch wenn es der erste Reflex ist: Bloß nicht die Augen reiben! Das macht die Situation nur schlimmer. Sind die Schmerzen sehr groß und werden nicht besser, sollten Kollegen dem Betroffenen sogar die Augen verbinden, um ein reflexartiges Anfassen zu verhindern. Im Anschluss unbedingt sofort den Notruf wählen. 

 

Knochenbrüche 

Bei geschlossenen Brüchen (keine offenen Wunden) kann die betroffene Stelle mit nassen Tüchern gekühlt werden. Danach sollte der Bruch mit weichem, polsterndem Material wie Kissen, Decken oder auch Sandsäcken umwickelt werden. Wichtig bei der Behandlung ist, den Schmerz des Betroffenen ernst zu nehmen. Das bedeutet: Verursacht eine bestimmte Behandlung oder Haltung starke Schmerzen, sollte diese abgebrochen werden. Andernfalls droht die Situation noch schlimmer zu werden. Generell gilt: Auf keinen Fall auf eigene Faust Einrenkungs- oder Bewegungsversuche unternehmen!  

 

Bewusstlosigkeit 

Wenn ein Kollege plötzlich das Bewusstsein verliert, sollte als erstes durch direktes Ansprechen und leichtes Rütteln getestet werden, ob es nur ein kurzer Aussetzer war oder er wirklich bewusstlos ist. Ist letzteres der Fall, muss als allererstes die Atmung geprüft werden. Hebt und senkt sich der Brustkorb? Sind Atemgeräusche zu hören oder ein Luftzug spürbar (Ohr an Mund und Nase halten)? Falls nichts davon für zehn Sekunden zutrifft, muss sofort der Rettungsdienst gerufen und danach Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet werden (siehe nächster Absatz).  

Ist die Atmung hingegen vorhanden, muss trotzdem erst einmal der Notruf gewählt werden. Im Anschluss muss der Kollege in die stabile Seitenlage gebracht werden (Wie das geht, sehen Sie in diesem Video der Johanniter).

Wiederbelebung 

Wichtig: Auch wenn man allein ist, sollte zuerst der Notruf gewählt werden. Das hat die höchste Priorität. Erst wenn dieser verständigt wurde, kann mit der Wiederbelebung angefangen werden. 

Dazu kniet man sich neben den Brustkorb der betroffenen Person. Der Oberkörper wird freigemacht, und der Handballen einer Hand wird auf die Mitte des Brustkorbs gelegt. Die zweite Hand wird auf der ersten platziert. Mit gestreckten Armen wird der Brustkorb senkrecht von oben mit einer Frequenz von 100 bis 120 Mal pro Minute etwa 5 bis 6 cm tief nach unten gedrückt. Dabei ist darauf zu achten, den Brustkorb nach jedem Druck vollständig zu entlasten, sodass Druck- und Entlastungsdauer gleich sind. Diese Maßnahme wird solange fortgesetzt, bis der Rettungsdienst eintrifft.

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